Sonntag, 4. November 2007

Auf ne Zigarette

Vor mir in der Bibliothek sitzt ein Lerner; tagein tagaus liest er da in seiner schweren, ledergebundenen Bibel. Wir kennen uns kaum - aber doch mit Namen! -, grüßen uns immer freundlich. Sitzen wir doch alle im selben Boot. Als ich mich endlich getraue mal nachzufragen, stellt sich raus, dass er für sein Theologie-Examen lernt – er hat katholische Religionslehre studiert. Interessant, denke ich.

Einen Tag später frage ich weiter. Warum denn ausgerechnet Theologie? Er sieht etwas genervt aus, wahrscheinlich hat er diese Frage schon zigmal gestellt bekommen – merkt dann aber, dass ich es ernst meine. Und so versucht er also, mir in wenigen Sätzen – so lange es eben dauert, sich ne Zigarette zu drehen – meine Frage zu beantworten. Und auch mein Nachhaken, ob er denn Christ sei.

Nein, sagt er. Seine Eltern seien katholisch, na gut, aber das sei es nicht. Während seiner Pubertät habe er in seinem Heimatort einen Priester gut gekannt, der damals, als das sonst niemand konnte (die Eltern schon gar nicht!) oder wollte, einen „echten Draht“ zu ihm gefunden habe.
Ein Wegbegleiter und Wegbereiter also.
Er selbst sei lange „auf der Suche“ gewesen – und habe schließlich mit Feuereifer angefangen, Theologie (und Germanistik) zu studieren.
„Aber… die Professoren an der Uni sind ja viel aufgeklärter und weltoffener und liberaler und... als die meisten ihrer Studenten.“
„Stimmt. Meistens. Leider.“ denke ich.
Nach der Zwischenprüfung habe er etwas das Interesse an der Theologie verloren, da war „der Prozess abgeschlossen“ – keine Suche mehr, einfach nichts gefunden - und Germanistik zu seinem Schwerpunkt gemacht. Aber nun ja.

Jetzt liest er
gerade zur Vorbereitung aufs NT-Examen wieder das Markusevangelium und die Johannes-Briefe. Die Zigarette ist fertig gedreht, er will nach Hause. Ich muss wieder an meinen Bib-Arbeitsplatz.


Mal wieder fasziniert von der Geschichte, die hinter und in jedem Menschen steckt, aber auch verwundert und verwirrt, bleibe ich zurück. Vielleicht auch ein bisschen traurig. Knapp vorbei ist eben doch daneben.

Das Examen dauert an.
Vielleicht können wir unser Gespräch ja demnächst fortsetzen.

Freitag, 12. Oktober 2007

Wie viel Worte


"Wie viel Worte in dem Buche stehen! Erinnern sollen sie! Als ob Worte erinnern könnten!

Denn Worte sind schlechte Bergsteiger und schlechte Bergmänner. Sie holen nicht die Schätze von den Bergeshöhen und nicht die von den Bergestiefen.

Aber es gibt ein lebendiges Gedenken das über alles Erinnerungswerte sanft hinfuhr wie mit kosender Hand. Und wenn aus dieser Asche die Lohe aufsteigt, glühend und heiß, gewaltig und stark und Du hineinstarrst, wie vom magischen Zauber gebannt, dann - - - -

Aber in dieses keusche Gedenken, da kann man sich nicht hineinschreiben, mit ungeschickter Hand und grobem Handwerkszeug, das kann man nur in diese weißen, anspruchslosen Blätter […]"

Franz Kafka (04.09.1900)

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Free Burma!


Free Burma!
Originally uploaded by Jurablog

Blogs about Burma...

Tagesschau (03.10.07): "Sie gehen in die Häuser und nehmen Leute mit"
Tagesschau (04.10.07): "Stimmung der Angst in Rangun"
Spiegel-Online (03.10.07): "Sie kommen nachts und ermorden die Mönche"
FAZ (03.10.07): "Blutlachen in Klöstern"
FAZ-Dossier zu Burma: hier
Spiegelfechter: Aktuelle Entwicklungen in Myanmar [Ticker]

Mehr zur Aktion FREE BURMA

Montag, 1. Oktober 2007

Erntedank

Kurz den Reader gecheckt und über Daniels Randbemerkung gestolpert:

Dass ich über die letzten 5 Jahre langsam aber sicher zum Städter geworden bin, wird mir immer dann bewusst, wenn das Erntedankfest im Kalender steht, und sich hier scheinbar kein Mensch drum schert.

Warum auch. Kartoffeln, Salat, sonstiges Gemüse und Obst gibts im Supermarkt, das Höchste der Gefühle sind (in Ermangelung eines Gartens) die Tomaten auf dem Balkon... und: alles ist selbstverständlich das ganze Jahr über verfügbar. Ganz normal?

Ich lese Psalm 104
- und weiß, dass nichts normal, sondern alles herrlich ist.


Meine Hände riechen noch nach dem Lauch, den ich grade im Supermarkt eingekauft habe. Ich freue mich aufs Kochen heute abend. Und ich erinnere mich an die Fülle von Obst und Gemüse, die wir als Jugendliche eingesammelt haben, um sie in die Kirche und vor den Altar zu bringen. Die Farbenvielfalt, die Gerüche,und vor allem die Erdklumpen an Karotten, Sellerie, Kartoffeln etc. - eine einzige Pracht.

Es tut gut, mich auf Gott, meinen Versorger, zu besinnen... denn eigentlich ist jeder Tag Grund genug für ein Erntedankfest.

Wenn du wieder im Supermarkt stehst, denk nicht so sehr an deinen Einkaufszettel - geh mit Nase und Augen (und Verantwortung) einkaufen...

Samstag, 8. September 2007

Update

Lange nix gepostet... so viel gibts auch nicht zu berichten... an so einem trübgrauen Tag wie heute packt mich eher die Melancholie (vgl. dazu auch die CD-Rubrik "Im Ohr")... Auflösungserscheinungen sind all überall zu beobachten...
Diplomarbeiten werden abgegeben, Kisten gepackt, Abschiedsparties gefeiert... hier und anderswo. Manch einen verschlägts nur innerhalb Frankens :-), andere nach Freiburg, Linz, Neumünster, oder gleich nach Boston... mein eigener Pfad knickt vielleicht ins Allgäu ab...

Was das Examen angeht: 2 von 4 Prüfungen sind geschrieben, 8 Mündliche wollen noch vorbereitet werden... muhahaha!... dafür kann ich mir dann einen großen Nikolausstiefel gönnen, die letzte Prüfung ist am 5. Dezember.

So.

Und wenn ich sonst schon zu nicht viel komme, sei für alle auswärtigen Leser doch wenigstens noch kurz und am Rande auf die neue&herausfordernde Predigt-Reihe "Konspiration" (inkl. Blog!) der Citychurch (auch zum downloaden!) verwiesen!

Donnerstag, 30. August 2007

liebes leben















wenn alles um dich tobt
in ekel, dreck und irrsinn,
und alles in dir tobt, schreit
und du immerzu kotzen könntest

wenn du die menschen benutzt,
wie es dir gerade einfällt
und sie dich einfach so benutzen,
wegwerfen wie es ihnen gefällt
ohne rücksicht auf verluste
was ist schon später?
was ist ein leben schon wert?

wenn du verletzen willst,
schützengraben und starrsinn
und es genießt,
um doch wieder verletzt zu werden
und um zu hassen
die andern, und – dich?

wenn du verzweifelt bist
und andere zur verzweiflung bringst,
das ist mein leben, sagst du

dann wirst du es nicht hören wollen

sie würden alles für dich tun
selbst dich loslassen
verzweifeln und beten
vertrauen auf Gott ist das einzige,
was ihnen bleibt
sie nennen es liebe



- für eine,
die mit dem leben, mit sich selbst und denen, die sie am meisten lieben, ringt - Gott mit dir!

Traurige Bestandsaufnahme

Da baut eine Gemeinde nach über 30 Jahren harten Sparens und viel Engagement beim Landeskirchenamt in München eine neue Kirche. Das ganze Dorf hat mitgeholfen: Ein zumindest von Innen schnuckeliges Gebäude (über die äußere Schönheit lässt sich streiten), viel Glas, helle Räume, einladend fröhliche Farben im Innenraum, herrliche Kirchenfenster und grüner Häuslebauer-Rasen um alles rum. Einweihung ist in gut zwei Wochen, der Landesbischof höchstselbst wird erwartet.

Und doch: Beim Besichtigungsrundgang vorab drängt sich mir eine Frage auf… wo gibt es in dieser Gemeinde eigentlich (eigene) Räumlichkeiten für Jugendliche?

Das Kirchengebäude ist nicht unterkellert – der klassische Jugendkeller fällt schon mal weg. Das Gebäude ist nicht auf Zuwachs ausgelegt. Alle anderen Räume werden mehrfach und im Wechsel belegt, Frauenfrühstück, Kindergottesdienst, Krabbelgruppe, Gospelchor, Posaunenchor, Senioren – alle finden ihr Plätzchen. Und Jugendliche?

Es hat lange keine Jugendarbeit in dieser Kirchengemeinde gegeben.
Es gibt aktuell keine Jugendarbeit in dieser Kirchengemeinde.


Hat man die Hoffnung auf Jugendarbeit aufgegeben?
Hat man den Wert von Jugendarbeit vergessen?
Viel schlimmer: hat man Jesus vergessen?
Verwaltung und Programm bis zur Konfirmation - und tschüss?!
Ein Warten darauf, dass alle in der Midlife-Crisis oder wenn überhaupt kurz vor Ende wieder auftauchen?

Unverständnis, Wut und so was wie Trauer um die, die noch Fehlen, machen sich in mir breit, als ich das nagelneue Kirchengebäude wieder verlasse.

Das ist also die Gemeinde, in der ich groß geworden bin – wie gesagt, bis zur Konfirmation. Danach zwei Jahre im Glaubensloch eines revoltierenden, christlich- sozialisierten Teenagers. Hätte Gott mich nicht Mithilfe eines Schülerbibelkreises, einer Sommerfreizeit und… nun ja vieler Schmetterlinge im Bauch etc. „rumgekriegt“ – wer weiß, wo ich heute wäre…

Kein Platz für Jugendliche.
Keine Mitarbeiter für die Jugendarbeit.
Kein seltenes Problem.

Sonntag, 19. August 2007

Filmtipp: Winter passing

Okay – ich weiß, wir haben August (auch, wenn das Wetter das nicht immer so ganz einsieht… vielleicht sollte man den Film eher zu Frühlingsbeginn anschauen!), und dennoch: ein paar Worte zu „Winter passing“, einem kleinen und scheinbar ziemlich leisen Film, der in allem laut „Leben!“ schreit. Auch, wenn es zuerst nicht nach „Leben“ aussieht.

Reese Holden, eine nicht gerade vom Erfolg verwöhnte Theaterschauspielerin schlägt sich in New York mehr schlecht als recht durchs Leben. Das verlockende Angebot einer Literaturagentin verspricht eine unverhoffte Chance: Für die Veröffentlichung der Liebesbriefe von ihrer Mutter (die sich vor kurzem das Leben genommen hat) und ihrem Vater Don soll Reese ein kleines Vermögen erhalten…
Nach sechseinhalb Jahren familiärer Abstinenz kehrt Reese also in ihren Heimatort zurück, um den elterlichen Briefwechsel zu entwenden. Doch Don, einst ein gefeierter Romanautor, hat sich inzwischen zum gestrandeten, exzentrischen Schriftsteller entwickelt, und begegnet seiner Tochter sehr zurückhaltend. Auch seine beiden Mitbewohner, der schüchterne Corbit und seine ehemalige Schülerin Shelley, die sich inzwischen um Reese’ Elternhaus und um Don kümmern, sind erst einmal gewöhnungsbedürftig…


Ein Haus voller Bücher, das Bett im Garten, Golf im Arbeitszimmer, Plan B beim Talentwettbewerb, in Schubladen eingeklemmte Hände sowie die arme Katze im Sack machen diesen Film zu einem ganz eigenartigen Familientreffen, der sich vielleicht an mancher Stelle etwas zu sehr an „Garden State“ oder „The Royal Tenenbaums“ anlehnt, nicht immer alle Fragen des Zuschauers aufklärt („Some questions need to be left open for the audience!“), mal einen Handlungsstrang verliert und dennoch einen feinen Eindruck hinterlässt.

„Ich will.
Ich will leben.
Ich will leben, weil mir nichts anderes übrig bleibt.“


formuliert Freddi Gralle in „Vom Leben eben“ und in ihrem Zusammenhang klingt das zupackend… Ob Reese und Don das auch so sehen würden?

Samstag, 18. August 2007

AirTap! by Eric Mongrain



Es ist einfach zu faszinierend, Eric Mongrain bei seinem eigenartigen Gitarrenspiel zu beobachten (ganz zu schweigen vom zuhören!) - viel Spaß damit!

Mittwoch, 15. August 2007

weg




















ohne licht
stillschweigend aufgewühlt
nächtlich am fenster.

weg.
unterwegs
wegen ihm.

blitzlichtgewitter im kopf
brainstorming.
herzland voll träume
träumer in bewegung
the sky is the limit.

außen und innen.
innen und
außen ein auto mit fernlicht
und ein zug nach irgendwo.

weg.
unterwegs
mit ihm.

er, er selbst der weg
geht jede richtung mit
mal recht mal falsch
mit mir und mit dir.
mit dir und
mit mir flüsternd wortgewaltig
ganz ohne landkarte.
landkarten sind was für planlose.

er, er selbst das licht
traumhaft hell
und überhaupt nicht hektisch
meines fußes leuchte.

weg.
unterwegs
zu ihm.

ich bin dann mal weg
denke ich.

er, er selbst das ziel
erreichbar auf ewig und immer.
auf immer und
ewig auf wiedersehen

bei ihm.

Input/ Output/Putput

Es ist schon merkwürdig. Da hat man eigentlich gar keine Zeit zum Bloggen - und tut es doch... :-)

Bei soviel Input durch die Lernerei und Leserei braucht der Output (und alles, was nicht montags und donnerstags in fünfstündigen Mörderklausuren untergebracht werden kann) ein Ventil.
In Wort und Bild. Und nur zu gerne auch am Klavier. Da das aber unerreichbar weit weg (ähem...!) bei meinen Eltern steht, eher auf dem Blog. Hoffentlich ergibt das bis Dezember nicht nur sinnloses Gegacker.

Mittwoch, 8. August 2007

dazwischenFunken

An diesem Morgen sagte Gott mit feuerlicher Stimme:
In meinem Keller voller Geheimnisse lagern noch eine Menge Flaschen mit allerbestem Champagner
Wir lassen die Korken knallen und feiern die Feste der Leidenschaft
Heute stoßen wir an auf jeden Menschen der sich hingibt und liebt

text: Christina Brudereck "dazwischenFunken"

Dienstag, 17. Juli 2007

Spannend?

„Ich denke, ich bin nicht besonders spannend“ sagte sie und rührte weiter in ihrem Kaffee. Abermals schweigend saßen wir auf dem Balkon, um uns herum genügend Lärm, dass die Stille nicht unangenehm wurde.

Wenn schon nicht spannend, dann doch wenigstens angespannt. Unter Leuten und doch allein. Irgendwie. Tagsüber hinter den Büchern, des Nachts vor dem Computer. Ein verspannter Nacken ist die Folge.

Was ist denn bitte „spannend“?
Etwa: Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“? Oder: nicht zu wissen, wo es einen in den nächsten zwei Jahren hin verschlägt? Vielleicht aber auch: Pfannkuchen mit Ketchup? Ansichtssache.

Aber Menschen doch allemal!

„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin, wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.“
Ps 139,14

Tu nich' so erwachsen!

Mal wieder nachts auf den bloßen, warmen Boden legen und den Nachthimmel angucken. Die Hitze des vergangenen Tages wärmt dich, die Sterne funkeln über dir - und vielleicht sogar die ein oder andere Sternschnuppe!

"Die Sonne scheint für dich - deinethalben, und wenn sie müde wird, fängt der Mond an, und dann werden die Sterne angezündet." - Søren Kierkegaard

Donnerstag, 12. Juli 2007

Alles ist aus Gold

Sie sind ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes: Egal, ob im Labor, am Flügel, oder einfach mit einem Buch in der Hand…
Menschen werden in dem Moment, in dem sie genau das tun, wofür sie bestimmt sind und wofür ihr Herz schlägt, eigenartig schön und unheimlich faszinierend … ihre Augen leuchten, sie strahlen – in allem! – einen besonderen Glanz aus! Vielleicht sind sie sich dessen auch gar nicht bewusst…
So jedenfalls (m)eine seltene Beobachtung, keine einmalige Beobachtung, aber immer wieder ein einmaliger Moment – und der Gedanke „So hatte sich das Gott also gedacht!“

Nochmal: Wise Guys - "Denglisch" und "Schiller"

Wie bereits im Mai erwähnt... die beiden Lieblingslieder aller (zukünftigen) Deutschlehrer: "Denglisch" und "Schiller". Jetzt auch als Video. Die Wise Guys beim Prix Panthéon.



Besonders nett, wenn man sich grad eh mit Schiller beschäftigt.

Montag, 2. Juli 2007

Fundstück der Woche


Was zum Bloggen auch ganz gut passt (d.h. zum Inhalt des Gebloggten, als auch zum Charakter der Gedankenverfertigung), ist ein herrliches Zitat von G.E. Lessing aus dem Briefwechsel mit Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai über das Trauerspiel (Brief vom 18.Dez 1756):

"... ich habe in meinem Briefe an Sie ziemlich in den Tag hinein geschwatzt. Heben Sie ihn nur immer auf; ... ein dauerhafter Beweis , was für albernes Zeug ich schreiben kann, wenn ich, wie ich mich auszudrücken beliebt habe, meine Gedanken unter der Feder reif werden lasse"


Was für eine Formulierung!

Montag, 25. Juni 2007

Also lautet ein Beschluss...

Also lautet ein Beschluß:
Daß der Mensch was lernen muß.
Nicht allein das Abc
Bringt den Menschen in die Höh,
Nicht allein im Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen;
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muß man mit Vergnügen hören.

(W. Busch)

So, oder so ähnlich bin ich derzeit beschäftigt. Lesen, exzerpieren, lernen. Und das seit Wochen, und so wirds auch noch Wochen weitergehen... genauer gesagt bis Dezember . Deswegen macht dieser Blog bis auf Weiteres und wenige Unterbrechungen... (siehe oben)...

Filmtipp: Solino

Gleich vorneweg: Um sich den ganz eigenen Charme des Films nicht entgehen zu lassen, sollte man sich Fatih Akins "Solino" in der Originalversion anschauen - Deutsch/Italienisch mit Untertiteln.

Kurz zum Inhalt:
Mit etlichen Referenzen an italienische Kinotraditionen (Bildsprache!) erzählt Fatih Akins Einwandererchronik vom Schicksal der Amatos. Durch drei Jahrzehnte begleitet der Film die sizilianische Familie, vor allem Sohn Gigi.

1964 bricht Romano Amato mit seiner Familie aus dem sonnigen Solino in Apulien nach Norden auf, um im fernen, reichen Deutschland das Glück als Gastarbeiter zu machen. Am Anfang ist der Kulturschock groß und auch die Arbeit unter Tage nicht jedermanns Sache, doch als man auf die Idee kommt, Duisburg eine erste Pizzeria zu bescheren, geht es aufwärts: Mama Rosas gute Küche spricht sich schnell herum.
1974: 10 Jahre später ist der Laden immer noch voll, doch die Söhne haben andere Zukunftspläne und Rosa ist in ihrer Kellerküche isoliert und völlig überarbeitet. Romano sieht nur seinen Erfolg und die Familie bricht allmählich auseinander. Mit dem bescheidenen Wohlstand aber kommen neue Probleme: Die Ehe der Eltern ist von Papis Schwerenöterei bedroht, während sich die Söhne in die gleiche Frau verlieben und sich über schöne Künste in die Haare geraten. Der Lebenstraum Gigis, Filmregisseur zu werden, wird von Bruder Giancarlo zerstört, der eben darauf seine eigene Karriere gründet.
1984: Gigi und seine erkrankte Mutter Rosa sind wieder in ihr italienisches Dorf zurückgekehrt: Hier wird Gigi mit Ada, einer Freundin aus Kindertagen, einen Neuanfang wagen, der auch eine Rückkehr zu den alten Verhältnissen ist.

Man mag dem Film vorwerfen, dass er mit "zu viel Gefühl" erzählt ist (Tom Tykwer)oder dass die Musik so vor sich hindudelt - allerdings mag ich nicht an dem Film rumkritteln... erzählt er doch seine kurvenreiche Geschichte (wie ich finde) in aller eigenartigen Schönheit und Trauer ohne zu beschönigen - und dreht sich unter anderem um folgenden Fragen:

Wie kriegt man Schnee von Deutschland nach Italien?
Was bedeutet "Leidenschaft und Feuer" für etwas haben?
Wie unterschiedlich können zwei Brüder sein?
Welche Farbe hat die Wand hinter uns?


Und schließlich hat er den schönsten Zeitsprung zu bieten, an den ich mich im Kino überhaupt erinnern kann: Jemand rennt voller Übermut die Treppe hoch und kommt – zehn Jahre älter aber genauso ausgelassen – oben an.

Samstag, 12. Mai 2007

Live in Concert: Wise Guys




Guten Abend und hallo! Wir sind hier, um euch gut zu unterhalten,
euch dabei zu helfen, für zwei Stunden abzuschalten...


...und natürlich waren die zwei Stunden, wie sollte es anders sein, viiiiiiiiiel zu kurz, vor allem, wenn man eine Wise Guys-Totalnacht im Ohr hat. Gestern also, aus gegebenem Anlass und zum krönenden Abschluss eines feinen Tages :-) die Wise Guys live und in Farbe im CongressCentrum.

Aus dem Radio kennt man ja "Jetzt ist Sommer" (gestern die 2. Zugabe), aber aus unerfindlichen Gründen auch nicht viel mehr, wo doch das Programm, das sich zwischen "archäologischen Ausgrabungen", Songs vom aktuellen Album "Radio" bis zum im Entstehen begriffenenen neuen Album, einiges zu bieten hat...
angefangen mit "Denglisch" (das alte Lieblingslied aller Deutschlehrer) über "Relativ", "Schunkeln" "Nix wie weg hier", "Paris", "Tiefgang", "Buddy Biber" (ein gesungener Cartoon) bishin zu "Schiller" (das neue Lieblingslied aller Deutschlehrer... a.k.a. "Thriller" von einem gewissen M. Jackson) - textlich wie gesanglich: unglaublich!

Was man beim CD hören nicht hat, was die Bühnenshow aber zudem besonders reizvoll machte: die sog. Choreographie bzw. die Schauspieleinlagen... (vgl. die Videos unten :-))... zu geil!

Einziger Wermutstropfen: leider war die Tontechnik über 2 Stunden nicht in der Lage, ein sachtes, aber stetiges Rückkopplungspfeifen kurz vorm oberen Ende des Hörbereichs wegzukriegen... was besonders bei der Moderation und bei ganz leisen Passagen in den Liedern extrem störend war.
...dazu noch die nette Dame neben mir, die so wunderbar und beharrlich auf 1 und 3 geklatscht hat, wenn nötig auch gegen den ganzen Saal :-) hihi...

Trotzdem: ein herrliches Konzert, danke an meine beiden Wohltäter :-)



Und für alle anderen: das nächste Konzert in Würzburg findet am 4. November statt!
Oder einfach die Videos anschauen und mtlachen...

"Nur für dich"




"Buddy Biber"

ausm Tigerentenclub :-)




"Root Beer Rag"
im Original von Billy Joel+

Mittwoch, 9. Mai 2007

Franziskus VI - Bewertung: radikal und ideal?

Dass sich Nachfolge idealerweise auf alle Lebensbereiche auswirken soll, ist uns allen ja nichts Neues. Klingt oft radikal, ist oft frustrierend.

Hier ging es nun darum, Franz nicht allein als erbaulich-legendäres Beispiel zu sehen, sondern den Schleier der Geschichtchen wegzuwischen und sich zunächst knochentrocken an das historisch fassbare, zu halten; an das, was als Anspruch an ein Leben in Nachfolge so in den Ordensregeln formuliert ist.

Also: War Franz radikal – war er ideal?
Die Bewertungen anhand relativ glaubhafter Lebensbeschreibungen (Dreigefährtenlegende 3 Soc; Viten des Thomas von Celano I Cel/ II Cel) fallen dann unterschiedlichst aus.

Walter Goetz schreibt:
„Seine Größe liegt – gemessen an den Idealen seiner Zeit – darin, daß er ein über gewöhnliche menschliche Kräfte gehendes Ideal an sich selber verwirklicht hat [...] Das eben war sein Genius, daß er unmöglich Erscheinendes möglich machte, daß er dafür starb, indem er sich im Glauben an seine Ideale körperlich zugrunde richtete. [...]Aber auf dem Glauben an ein allgemein erreichbares Ideal wollte Franz sein Werk errichten; was nur ihm möglich war, glaubte er von anderen fordern zu dürfen.[...] Sein Ideal, für alle seine Nachfolger unerreichbar, blieb als dauernde Mahnung gegenüber allzu großer Verflachung, als Ziel des Strebens für die Ehrlichen unter seinen Jüngern. Anders wirkt überhaupt kein Ideal in die Zukunft hinein; rein ist es immer nur ein einziges Mal vorhanden.“
(Walter Goetz: Die ursprünglichen Ideale des hl. Franz von Assisi, in: Italien im Mittelalter I, hrsg. von Walter Goetz, Leipzig 1942, S. 125-160)


Franz hat sein Ideal in Christus gesucht und gefunden hatte, er wird wiederum zum Ideal des menschlich Möglichen in der Nachfolge Christi, der mehr durch Taten als durch Worte mit seinem Leben ein Zeichen gesetzt haben will. Z.T. ziemlich krass, was er (mit sich selbst) gemacht hat - aber auch deswegen bis heute interessant.

Ein Ideal an sich selbst verwirklichen, nicht nur „anderen Vorschriften machen“.
Taten statt Worte.

Franziskus V - „Nachfolge“

Die Nachfolge wirkt sich dann bei Franz auch auf alle Lebensbereiche aus (und das kann man, wenn man will, auch genauestens aus den Quellen belegen

- beginnend mit Buße tun (Test 1,1; RnBu 22,9)
- dann: Taten statt Worte
o Allerhöchste Armut – nicht nur der Einzelnen, sondern schließlich des ganzen Ordens! Z.T. ist es den Ordensbrüdern sogar verboten, Geld auch nur anzufassen...(ReBu 6,2-7, RnBu 8,1-11; ReBu 4,1-4; Bibelstelle vgl. oben)
o Gehorsam und Demut (z.T. überspitzt im sog. Kadaver-Gehorsam und in der extremen Selbstverdemütigung Franz’) – in der Auseinandersetzung mit der Amtskirche bzw. der eigenen Rechtfertigung vor dieser ist er alles anderes als demütig (RnBu 5,2.15)
o Feindesliebe und Friedensgruß (RnBu 22,1-2 und 3 Soc 6, I Cel 23)
o Apostolische Predigttätigkeit, nämlich Aufruf zur Umkehr (RnBu 21,1-5)
o Heilige Einfalt, d.h. die Predigt sollte möglichst anschaulich sein, in Worten und zeichenhaften, einprägsamen Taten gleichermaßen stattfinden. (ReBu 10,8-10)

So sind wir auch ganz schnell bei den gerne Franz zugeschriebenen Worten
„Predigt zu jeder Zeit, und wenn nötig, mit Worten.“ die das alles gut auf den Punkt bringen.

Franziskus IV - Texte und Konsequenzen

Francesco Bernadone, ein lebenslustiger wie verschwenderischer Kaufmannssohn, erlebt seine Bekehrung – und ist danach ein ganz, ganz anderer Mensch.

Verschiedene Begegnungen mit Texten der täglichen Evangelien-Lesung prägen ihn:
- Mt 10,5-15 (Aussendung der Zwölf)
v.a. „Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen… Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Taschen haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken…“
- Mt 19,21 (Gefahr des Reichtums, Reicher Jüngling)
„Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“

Entscheidend dabei ist, dass Franz zunehmend erkennt, dass es nicht darum geht, ein Leben in der Nachfolge der Apostel zu führen (also mittelbar auf Christus zurückzuführen), sondern ein Leben in der unmittelbaren Nachfolge Christi.
Damit steht er auch im Gegensatz zu den religiösen Stimmungen seiner Zeit, die v.a. das apostolische Leben betonen.

Franziskus III - Die Ordensregeln: Was wollte Franz?

Wenn man also herauszufinden gedenkt, was Franz wirklich gedacht hat, bzw. welche Dinge ihm wichtig waren, sollte man auf Texte zurückgreifen, bei denen man zumindest von einer Mitautorschaft Franz’ ausgehen kann: zwei Versionen der Ordensregeln
1) sog. Regula non bullata (RnBu), d.h. eine nicht päpstlich bestätigte Ordensregel des frühen Franziskaner-Ordens von ca. 1221 bzw.
2) sog. Regula bullata (ReBu), von Papst Honorius III. 1223 bestätigt und das
3) Testamentum (Test) Franz’ von 1226.

Die RnBu enthält
- Grundsätzliches zum Ordensleben (Gehorsam, Keuschheut, Eigenstumslosigkeit)
- Aufnahmebestimmungen in den Orden
- Anweisungen zum geregelten Leben der Brüder
- den Auftrag zum Leben in der Welt
- Ermahnungen an die Brüder
- Abschließend einen persönlichen Gebetstext.
Das Ganze ist mit bekräftigen Evangelienstellen angereichert.

Die ReBu dagegen fällt wesentlich kürzer als die RnBu, die Evangelienquerverweise sind bis auf wenige Stellen verschwunden, der Text wurde inhaltlich wie im Wortlaut stärker strukturiert und komprimiert; die Regel liest sich eher wie ein Rechtstext, denn eine persönliche Anweisung an die Brüder.

Das Testamentum ist vielfach diskussionswürdig, sowohl was Echtheit als auch Inhalt angehen, kann aber als eine Art geistiges wie geistliches Vermächtnis gelesen werden.

„Vivere secundum formam sancti Evangelii“ (Test 14) - Leben nach der Form der heiligen Evangelien. Wie kann und soll das nach Franz aussehen?
Franz von Assisi – ein Mann der Tat. Vermutlich hat er sich nicht hingesetzt und erstmal einen Entwurf seines Nachfolgeverständnisses ausgearbeitet; in den Quellen erweist er sich eher als Mann, der das Gehörte oder in den Evangelien Gelesene schnell und buchstabengetreu verwirklichen will, schrittweise und lebenspraktisch das Ideal entwickelt, für das er dann bekannt wird: ein lebendiges Ideal, an dem sich Mitbrüder zu allen Zeiten zu messen hatten.

Franziskus II - Bemerkungen zur Franz-Literatur

Über Franz von Assisi (ca. 1181/82-1226) ließen sich viele schöne und nette Geschichtchen erzählen, über Predigten zu Tieren, über den Wolf von Gubbio oder auch den in der Tat herrlichen Sonnengesang (alles durchaus zur Lektüre empfohlen, mag man auch von Franz’ Stigmatisierung und seiner Heiligsprechung durch die Amtskirche halten was man will). Solche Geschichten – und da wird der Historiker kritisch – haben aber meist u.a. die Intention, ein bestimmtes Bild (nämlich ein besonders vorteils- und beispielhaftes Bild) der beschriebenen Person zu vermitteln, nehmen nicht zuletzt oft legendenhafte, wenn nicht sogar märchenhafte Züge an. Das literarische Spektrum Franz von Assisi betreffend deckt dann auch fast alles von der erbaulichen, ihn fast göttlich idealisierenden Seite (entstanden ab dem Mittelalter bis heute!) bis zur harschen Kritik protestantisch geprägter Historiker der Moderne ab. Neutrale (Sekundär-)Literatur zur Franz zu finden geschweige denn Quellen gestaltet sich dann auch als schwierig.

Dienstag, 8. Mai 2007

Franz von Assisi - Taten statt Worte


"7 Leben" heißt die aktuelle Predigtreihe der Citychurch - eines dieser Leben, das näher beleuchtet wird, ist das von Franz von Assisi, und zwar am nächsten Sonntag.
Bin ja mal gespannt, was Thorsten so erzählen wird :-)

Franz von Assisi - eine spannende Gestalt.. man kann da ein ganzes Hauptseminar in Mittelalterlicher Geschichte dazu machen, und sich ein halbes Jahr lang mit nix anderem beschäftigen, ohne dass einem langweilig wird. Und man kann eine schicke kleine Seminararbeit zum Thema "Nachfolge" schreiben, wie dieser Gedanke in Franz' Leben sowie in den überlieferten Ordensregeln aus dem 13. Jahrhundert (1221/ 1223/ 1226) verwirklicht wird. Taten statt Worte; oder wie Franz gesagt hätte "sed ipse Altissimus revelavit mihi, quod deberem vivere secundum formam sancti Evangelii" (Testamentum 14).

Wenn ich dazu komme, dann gibts in den nächsten Tagen noch ein paar Takte zur Franz - wohlgemerkt aus der Sicht einer Historikerin, nicht einer Theologin.


Lesetipps einstweilen:
Raoul Manselli: Franziskus. Der solidarische Bruder, Zürich u.a. 1984.
Helmut Feld: Franz von Assisi, München 2001.
www.franziskaner.de
www.san-francesco.org

Montag, 23. April 2007

Erstwohnsitz: UB

Irgendwann holt das Examen jeden ein... so auch mich. Und da ich meine Tage im Moment und bis auf weiteres (bis Nov/Dez?!?!) in der Würzburger Uni-Bibliothek zubringen werde, wird der Blog-Betrieb zur eigenen Entlastung auf ein Mindestmaß (aber eher gegen Null gehend) runtergefahren. Wer mag, kann mich ja mal aufn Kaffee aus der Bib erlösen.

Dienstag, 17. April 2007

Nikolaus verblüfft Osterspaziergänger

SMD - Pressemitteilung vom 09.04.2007


Knapp 800 Teilnehmer bei SMD-Studentenkonferenz in Aschaffenburg / gemeinsames Bekenntnis zur missionarischen Arbeit



Aschaffenburg. Was hat Weihnachten mit Ostern zu tun? Mit dieser Frage war vergangenen Sonntag der Nikolaus in der Aschaffenburger Innenstadt unterwegs - und stieß teils auf große Verwunderung, teils auf echtes Interesse und Gesprächsbereitschaft. Verantwortlich für diese Osterüberraschung der anderen Art waren einige Teilnehmer der "studikon", der SMD-Studentenkonferenz, zu der knapp 800 junge Christinnen und Christen aus ganz Deutschland über die Osterfeiertage nach Aschaffenburg kamen. Am Montag endete die Konferenz in der Unterfrankenhalle mit einem Bekenntnis der Teilnehmer, als Botschafter für Jesus Christus ihren Glauben im Studienalltag zu leben und weiterzugeben.

Um die Freude über die Auferstehung Jesu Christi aus dem Tagungsort auf die Straßen zu tragen, gab es neben der Nikolausaktion auch Geschenke für arbeitende Aschaffenburger und einen Einsatz im Krankenhaus. Dort verteilten Teilnehmer Blumen und wünschten den Patienten mit Liedern ein frohes Osterfest. Das alles mit dem Ziel, das Konferenzmotto "Grenzgänger" beispielhaft in die Tat umzusetzen, wie die Gesamtleiterin der Veranstaltung, Sabine Kalthoff von der SMD (Studentenmission in Deutschland e. V.), erläuterte: "Christen sind dazu aufgerufen, nach dem Vorbild von Jesus Christus Grenzgänger zu sein - zwischen Menschen, zwischen Kulturen, zwischen Gottes Wirklichkeit und der Realität dieser Welt."

Bibelarbeiten, Workshops zu Lebens- und Glaubensfragen, persönliche Gebetszeiten sowie eine Osternachtsfeier mit Kerzenschein und rockigen Auferstehungsliedern standen auf dem Programm der studikon.
Hauptredner war der 34-jährige Theologe Matthias Clausen aus Greifswald. Er rief im Abschlussgottesdienst dazu auf, die auf der Konferenz aufgekommene Freude und Motivation mit in den Alltag zu nehmen. Der Glaube trage dort genauso wie auf der studikon: "Gott ist ein Spezialist für den Tag nach Ende der studikon. Er wartet zuhause schon auf dich - auch wenn du dort vielleicht auf eine desinteressierte Familie oder die Realität einer winzigen SMD-Hochschulgruppe triffst, in der die meisten noch nicht einmal verbindlich mitarbeiten." Freilich könne man auch etwas dafür tun, das eigene Leben immer mehr dem Status eines "Grenzgängers" anzupassen - eines Menschen, der zwar in dieser Welt, aber nicht von ihr lebe. Dafür benötige man "täglich eine kräftige Dosis" an Bibellese und Gespräch mit Gott: "Wenn man lange genug in der Nähe Gottes rumhängt, beginnt Gott abzufärben."

Zum Abschluss der studikon feierten die Teilnehmer gemeinsam, über Denominationsgrenzen hinweg, das Abendmahl. Und sie sprachen gemeinschaftlich ein Bekenntnis zu der Berufung, Freunden und Kommilitonen ihren Glauben weiterzugeben. In dem Gebet hieß es: "Ich will mich von dir in diese Welt stellen lassen - als Zeugnis deines Wirkens. Du hast mich berufen, dich an meiner Hochschule zu bezeugen. Gestalte du mein Reden und Tun, dass meine Kommilitonen dich persönlich kennen lernen."

Auch wenn die erhoffte Zahl von mindestens 800 Teilnehmern nicht ganz erreicht wurde, zeigten sich die Veranstalter hoch zufrieden mit dieser sechsten studikon. Nach Worten von studikon-Gesamtleiterin Sabine Kalthoff waren die Teilnehmer fröhlich, unkompliziert - und mit großer geistlicher Ernsthaftigkeit bei der Sache. Nun könne in den 72 SMD-Hochschulgruppen weitergehen, was zu Beginn und Ende der Konferenz gesungen wurde: "Mit dem Herzen in der Hand und der Leidenschaft für Gott reißen wir die Grenzen ein."

Ulrich Pontes

www.smd.org

Die Zeit rennt...

Die Zeit rennt und auch die Studikon war leider viel schneller vorbei als gehofft... für nen ganz persönlichen Kurzbericht fehlt mir grad noch die Muße, und auch die Bilder sind noch immer auf der Speicherkarte... seufz.
Einstweilen deswegen die offizielle SMD-Pressmitteilung (nächster Post).

Ansonsten: ich hab mit der Examenslernerei angefangen - was sich darin äußert, dass ich mich die letzten Tage v.a. mit (böse gesagt)netten/lustigen/gewaltsamen/idealisierenden/etc. Ritterstories auseinandergesetzt habe (korrekterweise: "Erec" von Hartmann von Aue)...
Wenn also jemand wissen will, warum es manchmal besser ist, wenn man sich als Frau einem vom Ehemann auferlegten Verbot widersetzt, einfach bei mir melden.

In diesem Sinne:

"wie nû, ir wunderlîchez wîp?
jâ verbôt ich iu an den lîp
daz ir iht soldet sprechen:
wer hiez iuch daz brechen?
daz ich von wîben hân vernomen,
daz ist wâr, des bin ich komen
vol an ein ende hie:
swaz man in unz her noch ie
alsô tiure verbôt,
dar nâch wart ir alsô nôt
daz sis muosten bekorn...2

Sonntag, 1. April 2007

Hin und weg - Ostern in Aschaffenburg

Lange nix gepostet... deswegen: ein kurzes Upadate, was ich grad so mache:

Examensvorbereitungen

Ich hab mal nachgezählt: Es sind genau noch 117 Tage... also die Vorbereitungs- und Lernzeit bis zum großen bösen Staatsexamen, gerechnet vom 11.April (da hab ich nach der studikon endlich wieder Zeit) bis zum 6.August (Beginn des Prüfungszeitraums für das schriftliche Examen). Schon ein bisschen paranoid, das zu zählen, oder? Immerhin hab ich noch keine Rückwärtscounter dafür eingerichtet...
Nachdem ich wochen- , nein monatelang alle mit der ZuLA terrorisiert habe, werde ich das ab sofort mit dem Examen tun... sorry jetzt schon mal! So ein bisschen freu ich mich aber auch auf die Lernzeit, so komisch das klingt. Die nächsten Wochen werd ich mich vornehmlich mit Griech. Geschichte, Geschichte der Frühen Neuzeit, Mediavistik /Höfischer Roman und Neuerer Literaturwissenschaft/ Drama auseinandersetzen. Das wird ein Spaß...

Gebetsraum
Zunächst steht aber ja mal Ostern ins Haus, und ein Schwung Würzburger SMDler fährt auf die Studikon. Wir sind außerdem angefragt, dort einen Gebetsraum im Stile von 24-7-prayer einzurichten... und im Moment bin ich dabei, Material zu organisieren, Texte zu tippen, Deko zu überlegen.... Am Gründonnerstag gehts los, in Aschaffenburg. Und bis dahin gibts noch einiges zu tun - ich werd erstmal bei meinen Eltern das Deko-Lager plündern...
(Fotos und Berichte gibts dann, wenn ich wieder im Lande bin! - Versprochen!)

Studikon!
Wie schon gesagt: die Studikon steht ins Haus und ich freu mich schon riesig drauf - zum einen natürlich, weil ich viele liebe Freunde, die ansonsten über Bayern/ Deutschland verstreut leben, nach langer Zeit wieder sehe...
Zum andern war die letzte Studikon (also 2005) ein echtes Schlüsselerlebnis auf meinem Weg mit Gott. Ich kann mich gut an jenen Abend damals erinnern, als ich mich zu Gott sagen hörte "Okay, hier bin ich: sende mich, benutz mich irgendwie, was auch immer du vorhast..." - und ich war mich ehrlich gesagt nicht ganz darüber im Klaren, wie ernst mich Gott nehmen würde und was er mir alles zu- und anvertrauen würde... er hat mich endlos überrascht, hat meine Welt und meinen Horizont um so vieles weiter werden lassen...
So kann ich nur hoffen, dass andere Studis, die auf diese Konferenz fahren, ähnliche Erfahrungen machen, ähnlich verwandelt und motiviert wieder heimfahren, wie ich damals... und wenn wir mit dem Gebetsraum ein bisschen dazu beitragen können, vor Gott zu kommen, dann um so besser.

In diesem Sinne... man sieht sich, liest sich, whatever!

Mittwoch, 21. März 2007

Stock & Blog: wie blogge ich und warum?

Auch zu meinen Füßen ist das Blogstöckchen „Wie bloggst du?“ gelandet, geworfen von Alex. Nun denn: meine Arbeitsweise.



Warum ich blogge…

>>> Begonnen habe ich mit dem bloggen, um mir Rundbriefe an weitverstreut lebende Freunde zu „ersparen“ und trotzdem in Kontakt zu bleiben: wer mag, kann lesen, wie es mir geht. Insofern blogge ich gerne auch mal ein paar Takte Privates. Richtig persönliche Dinge, die nur mich und Gott was angehen, schreibe auch ich nicht; ebenso wenig über mir liebe Menschen, von denen ich weiß, dass sie nicht im Internet erscheinen wollen.

>>> Ich bin ein Mensch, der oft beim und durch das Schreiben denkt, damit die Kopfdisko sortiert und wirre Einfälle aus dem Hirn aufs Papier bringt, um sich zu entlasten, ein Stück Luxus für die Psyche… von der Schreibtherapie bin ich aber weit entfernt. Ich schreibe einfach gern. Einkaufszettel. Briefe. Weihnachts- und Urlaubskarten. Emails. Alles.

>>> Auch ich mag den Netzwerk-Gedanken, allerdings finden sich da auffällig wenig Damen… woran das wohl liegt?

Was ich blogge…

Unsortiert, ungewichtet, unregelmäßig…
>>> Alltagserlebnisse
>>> Fundstücke an Texten/ Gedanken/ Liedern
>>> Gedanken zu einem Thema, das mich bewegt
>>> Halbfiktionales und Versuche aus meiner Schreibwerkstatt

Und langsam sollte ich mich mal dran machen und alles anständig taggen.

Die Anfangstage sind vorbei, in der Zwischenzeit sind ein paar mehr Blogleser aufgetaucht (das EmergingForum ist an allem Schuld…); also versuche ich, auch mehr inhaltlich Wertvolles zu bloggen. Da ich aber weniger ein scharfsinniger Denker und Theologe bin, werden meine Beiträge immer eher persönlicher Couleur sein („Was macht das mit dir…?!“ *g*).


Bedenken...?


Alex’ Bedenken zum Bloggen kann ich mich aber nur anschließen…
>>> Ist bloggen nicht ultra-eitel? – Hm…
>>> Frisst bloggen nicht viel zu viel Zeit? – Ja, definitiv. Aber es macht Spaß. Was soll man machen?!
Allerdings hab ich auch kein Problem damit, mir, wenn’s zu heftig wird, einfach mal Blog-Urlaub zu nehmen und mich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren.

Wie ich blogge…

Naja… da ich technisch nicht so ganz versiert bin, nutze ich ganz normal die blogger-Oberfläche, fürs Ideensammeln und Schreiben an noch zu überarbeitenden Texte einfach Word. Tja. Is so. Nicht sehr spannend oder cool.


Und damit fliegt das Stöckchen weiter an Karin und Siggi!

Bye bye Debbie!

War ja klar, dass das Ganze für alle Beteiligten nicht ohne Tränen abgehen würde... Debbie, meine Herzens- schwester der letzten dreieinhalb Jahre, meine Mitbewohnerin in der vertikalen WG in der Gneisenaustraße, hat die Koffer gepackt und ist nach Freiburg gefahren, um die dortige Hochschule zu erfreuen. Als ich gestern Abend dann nach Hause kam, kam mir das ganze Haus, trotz vieler vieler Wohnheimsmitbewohner schrecklich leer vor... schon mittags bin ich völlig desorientiert durch die Stadt gefahren, konnte nichts mit mir anfangen... seufz.

Liebe Debbie - ich freu mich auf ein herzliches Wiedersehen in Würzburg, Freiburg, Essen, wo auch immer... Gottes Segen dir und eine geniale Zeit in der der Stadt der Gässle und Bächle... :-)

Gestern abend haben wir in der mC noch so nen netten Satz gelesen: "[Beziehungen] kommen aus der Ewigkeit und sie bleiben ewig..." Okay, jetzt und hier völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber er hat mir gut getan.

Designed by...

Emma mochte den Gedanken daran, besonders dann, wenn sie an der Bushaltestelle stand und all die Menschen sah, die sich mit den kleinen weißen Kopfhörern in den Ohren ihre eigene Welt schufen. Elegant, gut in der Hand liegend und in California-Weiß gehalten, ein Sinnbild für den „designed by“-Lebenstil – sie sah sich schon an den Bushaltestellen der Stadt stehen, völlig in sich versunken. Oft genug hatte sie ihren besten Freund darum beneidet, jederzeit den passenden Soundtrack zum Leben dabeizuhaben, während der begrenzte Speicherplatz ihres kleinen grauen Gerätes immer wieder dafür sorgte, genau das eine Lied nicht mehr dabei zu haben.

Freunde von ihr boten gerade ihr wenig benutztes Luxusgut zum Verkauf an und Emma hatte Interesse angemeldet. Während sie sich nun auf den Weg zum Müllcontainer machte - die Bioabfälle vom Mittagessen wollten entsorgt werden – dachte sie wieder über das kleine Ding nach, das sie zum Test und „zum daran gewöhnen“ bereits bekommen hatte. Es stand auf ihrem Schreibtisch, zum Laden an die nächstbeste Steckdose angeschlossen. Gut, es war gebraucht und der Akku war nicht mehr der Allerfitteste, aber sie wollte es doch gerne haben – und bei solchen Herzenswünschen war ihr das Geld schon immer erschreckend leicht aus der Tasche geflossen.

Im Hof versteckten sich die Biomüll-Tonnen hinter den unzähligen Restmüll-Containern, in die alle Bewohner des Hauses ihre unbrauchbar gewordenen und benutzten Dinge warfen.
Sie bemerkte ihn erst, als er sich wieder aus einem der geöffneten Container aufrichtete, in dem er etwas gesucht hatte. Abgerissen, die Schuhe abgelaufen, die Hosen zu kurz, zerlöchert und abgewetzt, der schmächtige Körper in einem fleckigen Parka versinkend. Er zuckte zusammen, als er gewahr wurde, dass man ihn gesehen hatte. Ein kurzer Blick – und er beeilte sich, aus dem Hof zu kommen.

Und du machst dir Gedanken über einen iPod, durchfuhr es sie. Wo du doch bestens versorgt bist. Sie öffnete die Biotonne und kippte den Müll weg.


„Und es jammerte ihn…“ Was würde Jesus tun?

Freitag, 9. März 2007

Garden State

Das ist er… einer meiner absoluten Lieblingsfilme… unglaublich schöne Bilder, bizarre Situationen, mehr komisch als tragisch, skurrile Charaktere… mein Bruder würde sagen „ein typischer Anne-Film“.

Kurz angerissen, der Inhalt:
Der in L.A. lebende, erfolglose Schauspiele Andrew „Large“ Largeman hat es in den letzten neun Jahren immer wieder geschafft, Besuche in seiner Heimatstadt in New Jersey zu vermeiden, hauptsächlich um den zwangsläufigen Konfrontationen mit seinem Psychiater-Vater aus dem Weg zu gehen. Als aber Larges Mutter stirbt, muss er an den Ort seiner Jugend zurückkehren und feststellen, dass sich die Dinge nicht verändert haben. Gleichzeitig erwartet ihn ein Wiedersehen mit alten Freunden wie dem Totengräber Mark und die unverhoffte Bekanntschaft mit Sam. Eine ungewöhnliche junge Frau, die Large ermutigt, sein Herz für neue Lebenserfahrungen zu öffnen.

Klingt etwas schnulzig, ist es aber nicht. Allein die Szenen mit dem Tapeten-Hemd, der abgerissene Tankstutzen, die Hamster-Beerdigung oder der Klingonisch sprechende Ritter mit der Müslischüssel …ein Hauch von Genialität  und der Soundtrack… achja…!

Und nein, ich kriege kein Geld für Filmwerbung :-)

„Burning man“

Noch ein paar Worte zum Emerging Forum der letzten Woche: Wir sprachen über das Burning Man –Festival und z.T. aus Neugier, aber auch, weil ich mich an einer Zusammenfassung des Forums für den Blog versucht habe, hab ich mich ein bisschen auf den Internetseiten des Festivals umgesehen… wow!

Als „postmoderne Werte“ und Wünsche, die vorhanden sind bzw. im Festival zum Ausdruck kommen (und die man sich auch von Gemeinde wünschen könnte…), sind in Anlehnung an Frost/ Hirsch mal folgende aufzulisten…

Kreativität
Gemeinschaftserlebnis
Spirituelles Erleben
Sinnliches Erleben
Abenteuer
Aktivismus


Ich habe mich durch unzählige Festival-Bilder von Menschen, Landschaft, Kunstwerken etc. geklickt und dabei bei mir zweierlei festgestellt:

Faszination
Ich klicke mich durch die Bildergalerien und merke regelrecht die Sogwirkung, die diese unheimliche Dichte an Kreativität und künstlerischem Ausdruck auf mich hast, ein „mehr wissen wollen“ und „auch erleben wollen“. Langsam verstehe ich, wieso dort alljährlich 35.000 Menschen zusammen kommen. Sonst Paradiesvögel, hier gleiche unter gleichen… Schonraum für persönlichen Ausdruck, sein dürfen wie man ist… ein Gemeinschaftsgefühl… -
und schnell bin ich bei Worten, die ich an anderer Stelle auch verwenden würde, um „Gemeinde“ zu beschreiben…

Kreativität
Unbeschreiblich, unglaublich, unwiderstehlich… was alles an Ideenreichtum und Fähigkeiten in uns Menschen reingelegt ist, und was beim einen mehr, beim anderen weniger an die Oberfläche brodelt. Wie Jospeh Beuys so schön ausdrückte: „Jeder Mensch ist ein Künstler. Da Kreativität einen Menschen ausmacht, folgt: Nur wer Künstler ist, ist Mensch. Jeder Mensch ist ein Künstler!“
Kreativität, ein Hang zu „schönen Dingen“… ein wesentlicher Teil meiner Persönlichkeit!

Wenn ich zudem mein eigenes Leben mit Gott (und mal nicht die Gemeinde als Ganzes) im Rückblick auf die letzten Jahre betrachte, dann könnte ich die genannten sechs Schlagwörter ziemlich gut drauf anwenden, bzw. alle Schlagwörter mit Inhalten und eigenen Erlebnissen füllen… (das hier jetzt weiter auszubreiten ist mir - ehrlich gesagt - zu persönlich )
Ich finde mich einerseits darin ziemlich gut wieder, und ich habe beim Stichwort „postmoderner Mensch“ andererseits immer eine Freundin vor Augen, die immer wieder auf einer spirituellen Reise und Suche nach genau diesen 6 Werten und Erfahrungen ist, sie aber in dem, wie sie Christen und christliche Gemeinschaft erlebt, zu wenig findet…

Was tun?

Sonntag, 4. März 2007

Hatschi!!!

Sooo… es hat mich mal wieder erwischt… draußen scheint die Sonne und ich bin krank und klammere mich an einer Tasse Tee fest… (besteht da wohl ein Kausalzusammenhang zwischen Scrubs gucken und krank werden? Ich hoffe nicht...)Ist das Leben nicht schön?

Sonntag, 25. Februar 2007

Ich trage eine Brille

Ich trage eine Brille. Für die Menschen, die mich kennen, ist das nicht weiter verwunderlich, habe ich dieses Ding doch stets und offensichtlich auf meiner Nase – schon morgens beim Aufstehen ist der erste Griff der nach der Augenprothese. Meine Brille ist derjenigen meines Bruders ziemlich ähnlich, wenn wir die Modelle tauschen würden, fiele das der Außenwelt nicht weiter auf – da sich unsere Dioptrienstärken, Hornhautverkrümmungen und was es nicht sonst noch alles gibt, aber unterscheiden, sieht für uns die Welt durch die Brille des anderen ziemlich anders und manchmal etwas merkwürdig aus.

Ich trage aber auch eine Brille (oder: mehrere Brillen), die man nicht so einfach und von außen erkennt. Brillen, die mir selbst selten bewusst sind, die aber da sind, sich vielfältig kombinieren lassen und meine Sicht auf die Welt bestimmen, die unterschiedliche blinde Flecken haben, die mal getönt sind und mal nicht, die hin und wieder einen deutlichen Rand erkennen lassen…

Eine kleine Auswahl: Da wäre zunächst einmal
>> das rosafarbene Basismodell „Frau“, mit dem ich immer mehr auf Beziehungen und Menschen sehe, statt abstrakte Dinge wahrzunehmen…
>> das stabile, manchmal etwas altbacken wirkende (aber bewährte) Hornbrillenmodell „Christ“ mit den geteilten und teils getönten Gläsern, das mich oft genug dazu bringt, meine Welt schwarz/weiß in Nichtchristlich/ Christlich einzuteilen, und über Abweichungen vom christlichen „Standard“ zu meckern und über Probleme zu jammern, die sich mir als Christ in der Welt stellen…
>> das rahmenlose und biegbare Designermodell „Post+moderne“, dessen ich mir (aus gegebenem Anlass) mehr und mehr bewusst werde – und das oft genug nicht mit dem Blick durch das Modell „Christ“ harmoniert, zwischen den Welten schwankt…
>> ...

Ich laufe mit meinen Brillen durch die Welt, sie bestimmen mein Menschenbild, meine Herangehensweise ans Leben, meinen Umgang mit Menschen.
Wenn wir darüber reden, wie Kirche für eine Generation, die aus der Übergangszeit in die Postmoderne hineinwächst, aussehen soll, muss ich kapieren, welche Brillen ich trage, und welche sich wann in den Vordergrund schiebt. Vielleicht gelingt es, den bisher eingestellten Autofokus von den Problemen und Hindernissen, die postmodernes Denken mit sich bringt, auf die Chancen und Anknüpfungspunkte zu lenken.

Welche Brillen tragen die Menschen um mich rum - wenn ich die Brillen meines Bruders oder meiner Freunde aufsetze: muss dann alles unscharf und etwas merkwürdig sein, oder kann es nicht vielleicht doch gelingen, damit ein Stückchen der anderen Weltsicht zu bekommen (ich weiß, dass das bei den realen Brillen nicht geht, es sei denn die Augen gleichen sich in ihrer Fehlfunktion an... hier hinkt der Vergleich gewaltig) - und zu sehen, wie die Welt auch anders aussehen kann, oder wo wir fast auf einer Wellenlänge liegen?

Mehr zum Emerging Forum bei Read. Think. Pray. Live. und vielleicht auch bald im Forum selbst.

Was die letzte Woche über geschah…

Lange nichts geschrieben… die Zeit verfliegt. Und auch, wenn sich hier in der virtuellen Welt nichts tut, so passiert in der Realität doch eine ganze Menge. Einige Schlaglichter für alle, die auf dem Laufenden bleiben wollen:

Jugendkreis-Freizeit

Zusammen mit meinem alten Jugendkreis war ich übers Wochenende weggefahren – und es tat gut, mal wieder für ein paar Tage aus der studentischen Welt rauszukommen, lange Gespräche zu führen, und es zu genießen, dass es – obwohl ich lange nicht mehr mit meinen Freunden zusammen gewesen war – doch keine 5 Minuten dauert, bis man sich wieder aneinander gewöhnt hat, Herzlichkeit und Offenheit mit Händen greifbar ist… das tut gut. Ich hatte für den Samstagnachmittag einen Mädels-Workshop vorbereitet, sozusagen einen „Beauty-Workshop für die Seele“, vor allem mit Blick auf die Probleme und Fragen, die sich einem als Mädchen bzw. junge Frau im Alter 15-20 so stellen (manchmal denk ich, dass die Referentin bei der Vorbereitung mal wieder selbst mehr gelernt hat, als die Teilnehmerinnen) – Ausgangspunkt war jedenfalls nicht Make-up und Parfum, sondern Sprüche 4,23.
Ich habe es auch genossen, lange Gespräche mit Leuten zu führen, die früher bei mir im Teeniekreis waren, und zu sehen und zu hören, wie sie sich persönlich und auch geistlich weiterentwickelt haben – und mich einfach über sie zu freuen!

Wenn man mit ein bisschen Abstand zum Geschehen einen Blick auf die Gruppe wirft, dann fällt einem einerseits auf, was sich alles positiv verändert hat, aber auch, wo (Struktur-)Probleme da sind, die angegangen werden sollten – mit Sicherheit wird sich da in nächster Zeit was tun (müssen).


Entspannen

Ich dachte ja, bevor ich mir eine Auszeit vor der Examenslernerei nehme, sollte ich wenigstens die benötigte Literatur zusammen getragen haben – allerdings ging dieser Plan nicht auf und ich war mit mir selbst unzufrieden, weil unproduktiv – und so hab ich dann doch endlich meine Sachen gepackt und bin nach der Jugendkreisfreizeit für eine Woche zu meinen Eltern gefahren. Um auszuspannen, zu kochen :-), spazieren zu gehen, mit meiner Mum viel Kaffee zu trinken, Freundschaften zu pflegen und zu fotografieren.

„Meistens jammern wir nur darüber, dass wir uns so selten sehen – warum tun wir dann aktiv nichts dagegen?“, so Bettinas O-Ton… und so haben wir was getan… Eis essen, und Spazieren gehen… viel reden, gemeinsam lachen, Probleme wälzen und einander auf den Zahn fühlen… bin ich froh, dass ich hier nicht immer alles sagen muss, sondern dass manchmal ein Blick und ein Grinsen ausreichen!

Eine Woche nichts für die Uni tun, sondern einfach Mensch sein… mit Menschen reden, die sich in mich investiert haben und dies noch immer tun – und sehen, auf welchem Weg Menschen sind, in die ich mich investiert habe…

Jetzt sitze ich wieder in meinem geliebten Würzburg - und hab dennoch noch ein paar Probleme, wieder richtig anzukommen... da wo ich bin, will ich ganz sein. Im Moment läuft mein Körper schon hierrum, mein Kopf und mein Herz dagegen hängt noch in Rothenburg und Umgebung...

Dienstag, 13. Februar 2007

Walk by faith


found on youtube


Will I believe you when you say
Your hand will guide my everyway
Will I receive the words you say
Every moment of every day

I will walk by faith, even when I cannot see
Well because this broken road prepares Your will for me

Help me to rid my endless fears
You've been so faithful for all my years
With one breath You make me new
Your grace covers all I do

Well I'm broken, but I still see Your face
Well You've spoken, pouring your words of grace


Jeremy Camp: Walk by Faith
(Carried me: The Worship Project, 2002)


Musik... hab ich heute ausgegraben und mir daran die Fingerkuppen wundgespielt... ich würd mich grade zwar nicht als "broken" bezeichnen, und doch kann ich den Song ziemlich gut nachempfinden... ich schwanke oft zwischen einem Staunen über Gott (gestern fuhr ich wieder mit dem Bus an all den von den Abgasen kaputten Bäumen in der Stadt vorbei, wieder fasziniert, wie durch die ganze Verwundung und Zerfressenheit der Rinde doch immer noch die Perfektion durchscheint, mit der diese Bäume vom Schöpfer erdacht worden sind...) und einem Zweifeln an ihm, wenn ich mir z.B. die Zähne an Versen wie 1. Kor 1,18 ausbeiße... oder auch, wenn ich im ein oder anderen Bereich meines Lebens an Gottes Fürsorge für grade meine Wenigkeit zweifle... das grundsätzliche Vertrauen bleibt gleich... I will walk by faith, even when I cannot see... Da kann ich viel mit dem Text anfangen...

Ein ander mal mehr Intellektuelles oder Privates... für heute:
ein anrührendes Stück Musik.

Sonntag, 4. Februar 2007

Bin ich postmodern?


Gefunden bei emergingForum.

Die CC startet Ende Feb/ März das sog. emergingForum wo Gedanken und Ansätze einer neuen Kirche für eine neue Generation gedacht, bebetet und diskutiert werden sollen - und ich freu mich drauf...

Wenn ich mir die letzten 4 Jahre Studium und Leben hier in Würzburg anschaue, dann bemerke ich zunächst einmal, um wieviel breiter mein Spektrum an Gemeindevorstellungen geworden ist, und welche Entwicklung ich von meiner landeskirchlichen Herkunft über und mit der SMD bishin zu meinem heutigen Standpunkt vollzogen habe. Ich kann sagen, dass die Gottesdienste meiner Gemeinde jetzt viel mehr meinem Wesen und meinen Ausdrucksformen entsprechen, als dies früher im Gottesdienst meiner Heimatgemeinde der Fall war.
Ich entdecke im Rückblick auf die letzten Jahre aber auch, wie sehr und wie oft mein christlich-heimeliges Weltbild, das ich eben so mit 18/19 Jahren hatte, in Frage gestellt worden ist, von außen oder auch von mir selbst... dass ich manches neu durchdacht habe, auch im Hinblick darauf, wie ich anderen verständlich machen kann, was ich glaube.
Ich habe festgestellt, dass manche Menschen für alles offen sind und sein wollen ("wenn dir das gut tut, warum nicht..."), diese unbegrenzten Möglichkeiten (Job, Partner, Lebensplanung?) aber auch unbegrenzte Unsicherheit (Job, Partner, Lebensplanung!) in einer sich ständig verändernden und scheinbar immer schneller drehenden Welt bedeuten. Was ist noch sicher, was ist "zu Hause"?

Wenn ich mich in meiner Uni-Lebenswelt umsehe, mich selbst und meine Freunde betrachte, dann würde ich die Frage "Bin ich postmodern?" auf jedenfall bin "ja" beantworten, legt man z.B. mal den Artikel von Andi Balsam "Confessions of a postmodern mind" als "Messlatte" an...


Wir kennen alles, was man sich als Patchwork-Familie vorstellen kann.
Wir haben ziemlich früh nen Freund/ ne Freundin, heiraten aber erst spät.
Bilder sagen uns mehr als Worte.
Wir konsumieren fröhlich, obwohl wir wissen, dass die Werbung lügt.
Wir passen uns ins gesellschaftliche System ein, kein Aufbegehren, auch wenn viel schief läuft... es findet sich ja eine Nische.
Wir leben im und mit dem Internet.
Wir sind in der Welt zu Hause... Globalisierung mal anders.
Alles ist relativ, Pluralismus ist normal, "anders sein" auch.
Wir leben exzessiv und gleichzeitig bewusst.
Wir sind pragmatisch und sehnen uns gleichzeitig nach Erfüllung, die den Pragmatismus überwindet: Sinn, Ganzheitlichkeit, Klarheit, Überzeugungen.
Wir wollen unser Ding machen, und holen dafür raus, was geht.
Wir haben endlos viele verschiedene Jobs und Praktika - wir sind flexibel.
Wir brauchen nicht von einem negativen Gottesbild befreit zu werden.
Gott - wenn er denn da ist - ist für uns.
Gott ist gut, positiv, manchmal harmlos.
Wir stehen im Mittelpunkt.
Alle finden uns wichtig – zumindest als Konsumenten.
Wir sind zeitgeistkompatibel.
Wir wissen, dass vieles mit der Welt und uns ganz grundsätzlich nicht mehr stimmt. Meist haben wir nur eine vage Ahnung, was uns helfen könnte...


Kennen wir die Welt, in der wir leben?
Wie denken und glauben postmoderne Menschen?
Bin ich postmodern?


Die Frage, die sich stellt, ist, wie Kirche bzw. Gemeinde aussehen kann, die ohne Einschränkungen als innersten und festesten Grund wie als Maßstab die Bibel und ein Wirken zur Ehre Gottes hat - aber gleichzeitig den postmodernen Menschen in Form, Ausdruck, Sprache etc. entgegenkommt und gesellschaftlich relevant ist.

Lesen. Beten. Diskutieren.
Ich bin gespannt.

Freitag, 2. Februar 2007

Es geht weiter...

Man mag es kaum glauben, aber die Zulassungsarbeit ist tatsächlich fertig, ich hab sie am Dienstag abgegeben (leider gibts immer noch kein Foto von mir und meinem Werk), und war dann zur Feier des Tages auch noch auf dem Prüfungsamt, um mich für's Examen im Sommer anzumelden... Da hat man sich wochenlang mit einer einzigen Sache beschäftigt... und plötzlich ist da nichts mehr, was es zu tun gibt...
Mal ganz abgesehen von der Examensvorbereitung, die mir im Moment noch wie ein unüberwindbarer Berg erscheint.

Genauso neigt sich meine Leiterzeit in der SMD langsam ihrem Ende zu... eine definitiv ereignisreiche Zeit, mit vielen Telefonaten, Emails, Chats zu Organisationszwecken... mit viel Gebet und notwendigerweise viel Gottvertrauen... einige Sachen gilt es noch auf den Weg zu bringen und dann bin ich gespannt, ob mich das Leiterloch erwischt... wenn plötzlich nicht mehr das Telefon klingelt und man nicht mehr über alles genauestens informiert ist... hm... Information = Macht ;-)

Nach der Zimmerentrümpelungsaktion der letzten Tage, die schon so ein bisschen eine kathartische Wirkung auf mich hatte, stehen jetzt jedenfalls erstmal der SMD-Semesterabschluss und die Vorausplanungen für den Sommer an, dann freu ich mich schon auf die Jugendkreisfreizeit und meinen Mädelsworkshop... und dazu immer fleißig die Recherche fürs Examen...


Es geht also weiter...

Ich bin gespannt, was 2007 mitsichbringt, ich hab zu Beginn des Jahres einige ziemlich deutliche Ansagen Gottes bekommen... "prüft alles, das Gute aber behaltet!"


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Ein Vers, den ich die letzten Tage lieb gewonnen hab...

"Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir."
- Psalm 63,2

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töne // hillsong united "the stand"
zeilen // mein notizbuch und kalendarium

Mittwoch, 17. Januar 2007

3...2...1...

Die Zulassungsarbeit neigt sich dem Ende zu... ab demnächst gibts hier also wieder ein paar (un)interessante News aus meinem kleinen Leben...