Donnerstag, 30. August 2007

Traurige Bestandsaufnahme

Da baut eine Gemeinde nach über 30 Jahren harten Sparens und viel Engagement beim Landeskirchenamt in München eine neue Kirche. Das ganze Dorf hat mitgeholfen: Ein zumindest von Innen schnuckeliges Gebäude (über die äußere Schönheit lässt sich streiten), viel Glas, helle Räume, einladend fröhliche Farben im Innenraum, herrliche Kirchenfenster und grüner Häuslebauer-Rasen um alles rum. Einweihung ist in gut zwei Wochen, der Landesbischof höchstselbst wird erwartet.

Und doch: Beim Besichtigungsrundgang vorab drängt sich mir eine Frage auf… wo gibt es in dieser Gemeinde eigentlich (eigene) Räumlichkeiten für Jugendliche?

Das Kirchengebäude ist nicht unterkellert – der klassische Jugendkeller fällt schon mal weg. Das Gebäude ist nicht auf Zuwachs ausgelegt. Alle anderen Räume werden mehrfach und im Wechsel belegt, Frauenfrühstück, Kindergottesdienst, Krabbelgruppe, Gospelchor, Posaunenchor, Senioren – alle finden ihr Plätzchen. Und Jugendliche?

Es hat lange keine Jugendarbeit in dieser Kirchengemeinde gegeben.
Es gibt aktuell keine Jugendarbeit in dieser Kirchengemeinde.


Hat man die Hoffnung auf Jugendarbeit aufgegeben?
Hat man den Wert von Jugendarbeit vergessen?
Viel schlimmer: hat man Jesus vergessen?
Verwaltung und Programm bis zur Konfirmation - und tschüss?!
Ein Warten darauf, dass alle in der Midlife-Crisis oder wenn überhaupt kurz vor Ende wieder auftauchen?

Unverständnis, Wut und so was wie Trauer um die, die noch Fehlen, machen sich in mir breit, als ich das nagelneue Kirchengebäude wieder verlasse.

Das ist also die Gemeinde, in der ich groß geworden bin – wie gesagt, bis zur Konfirmation. Danach zwei Jahre im Glaubensloch eines revoltierenden, christlich- sozialisierten Teenagers. Hätte Gott mich nicht Mithilfe eines Schülerbibelkreises, einer Sommerfreizeit und… nun ja vieler Schmetterlinge im Bauch etc. „rumgekriegt“ – wer weiß, wo ich heute wäre…

Kein Platz für Jugendliche.
Keine Mitarbeiter für die Jugendarbeit.
Kein seltenes Problem.

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