Montag, 25. Juni 2007

Filmtipp: Solino

Gleich vorneweg: Um sich den ganz eigenen Charme des Films nicht entgehen zu lassen, sollte man sich Fatih Akins "Solino" in der Originalversion anschauen - Deutsch/Italienisch mit Untertiteln.

Kurz zum Inhalt:
Mit etlichen Referenzen an italienische Kinotraditionen (Bildsprache!) erzählt Fatih Akins Einwandererchronik vom Schicksal der Amatos. Durch drei Jahrzehnte begleitet der Film die sizilianische Familie, vor allem Sohn Gigi.

1964 bricht Romano Amato mit seiner Familie aus dem sonnigen Solino in Apulien nach Norden auf, um im fernen, reichen Deutschland das Glück als Gastarbeiter zu machen. Am Anfang ist der Kulturschock groß und auch die Arbeit unter Tage nicht jedermanns Sache, doch als man auf die Idee kommt, Duisburg eine erste Pizzeria zu bescheren, geht es aufwärts: Mama Rosas gute Küche spricht sich schnell herum.
1974: 10 Jahre später ist der Laden immer noch voll, doch die Söhne haben andere Zukunftspläne und Rosa ist in ihrer Kellerküche isoliert und völlig überarbeitet. Romano sieht nur seinen Erfolg und die Familie bricht allmählich auseinander. Mit dem bescheidenen Wohlstand aber kommen neue Probleme: Die Ehe der Eltern ist von Papis Schwerenöterei bedroht, während sich die Söhne in die gleiche Frau verlieben und sich über schöne Künste in die Haare geraten. Der Lebenstraum Gigis, Filmregisseur zu werden, wird von Bruder Giancarlo zerstört, der eben darauf seine eigene Karriere gründet.
1984: Gigi und seine erkrankte Mutter Rosa sind wieder in ihr italienisches Dorf zurückgekehrt: Hier wird Gigi mit Ada, einer Freundin aus Kindertagen, einen Neuanfang wagen, der auch eine Rückkehr zu den alten Verhältnissen ist.

Man mag dem Film vorwerfen, dass er mit "zu viel Gefühl" erzählt ist (Tom Tykwer)oder dass die Musik so vor sich hindudelt - allerdings mag ich nicht an dem Film rumkritteln... erzählt er doch seine kurvenreiche Geschichte (wie ich finde) in aller eigenartigen Schönheit und Trauer ohne zu beschönigen - und dreht sich unter anderem um folgenden Fragen:

Wie kriegt man Schnee von Deutschland nach Italien?
Was bedeutet "Leidenschaft und Feuer" für etwas haben?
Wie unterschiedlich können zwei Brüder sein?
Welche Farbe hat die Wand hinter uns?


Und schließlich hat er den schönsten Zeitsprung zu bieten, an den ich mich im Kino überhaupt erinnern kann: Jemand rennt voller Übermut die Treppe hoch und kommt – zehn Jahre älter aber genauso ausgelassen – oben an.

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