Mittwoch, 9. Mai 2007

Franziskus III - Die Ordensregeln: Was wollte Franz?

Wenn man also herauszufinden gedenkt, was Franz wirklich gedacht hat, bzw. welche Dinge ihm wichtig waren, sollte man auf Texte zurückgreifen, bei denen man zumindest von einer Mitautorschaft Franz’ ausgehen kann: zwei Versionen der Ordensregeln
1) sog. Regula non bullata (RnBu), d.h. eine nicht päpstlich bestätigte Ordensregel des frühen Franziskaner-Ordens von ca. 1221 bzw.
2) sog. Regula bullata (ReBu), von Papst Honorius III. 1223 bestätigt und das
3) Testamentum (Test) Franz’ von 1226.

Die RnBu enthält
- Grundsätzliches zum Ordensleben (Gehorsam, Keuschheut, Eigenstumslosigkeit)
- Aufnahmebestimmungen in den Orden
- Anweisungen zum geregelten Leben der Brüder
- den Auftrag zum Leben in der Welt
- Ermahnungen an die Brüder
- Abschließend einen persönlichen Gebetstext.
Das Ganze ist mit bekräftigen Evangelienstellen angereichert.

Die ReBu dagegen fällt wesentlich kürzer als die RnBu, die Evangelienquerverweise sind bis auf wenige Stellen verschwunden, der Text wurde inhaltlich wie im Wortlaut stärker strukturiert und komprimiert; die Regel liest sich eher wie ein Rechtstext, denn eine persönliche Anweisung an die Brüder.

Das Testamentum ist vielfach diskussionswürdig, sowohl was Echtheit als auch Inhalt angehen, kann aber als eine Art geistiges wie geistliches Vermächtnis gelesen werden.

„Vivere secundum formam sancti Evangelii“ (Test 14) - Leben nach der Form der heiligen Evangelien. Wie kann und soll das nach Franz aussehen?
Franz von Assisi – ein Mann der Tat. Vermutlich hat er sich nicht hingesetzt und erstmal einen Entwurf seines Nachfolgeverständnisses ausgearbeitet; in den Quellen erweist er sich eher als Mann, der das Gehörte oder in den Evangelien Gelesene schnell und buchstabengetreu verwirklichen will, schrittweise und lebenspraktisch das Ideal entwickelt, für das er dann bekannt wird: ein lebendiges Ideal, an dem sich Mitbrüder zu allen Zeiten zu messen hatten.

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