Mittwoch, 9. Mai 2007

Franziskus VI - Bewertung: radikal und ideal?

Dass sich Nachfolge idealerweise auf alle Lebensbereiche auswirken soll, ist uns allen ja nichts Neues. Klingt oft radikal, ist oft frustrierend.

Hier ging es nun darum, Franz nicht allein als erbaulich-legendäres Beispiel zu sehen, sondern den Schleier der Geschichtchen wegzuwischen und sich zunächst knochentrocken an das historisch fassbare, zu halten; an das, was als Anspruch an ein Leben in Nachfolge so in den Ordensregeln formuliert ist.

Also: War Franz radikal – war er ideal?
Die Bewertungen anhand relativ glaubhafter Lebensbeschreibungen (Dreigefährtenlegende 3 Soc; Viten des Thomas von Celano I Cel/ II Cel) fallen dann unterschiedlichst aus.

Walter Goetz schreibt:
„Seine Größe liegt – gemessen an den Idealen seiner Zeit – darin, daß er ein über gewöhnliche menschliche Kräfte gehendes Ideal an sich selber verwirklicht hat [...] Das eben war sein Genius, daß er unmöglich Erscheinendes möglich machte, daß er dafür starb, indem er sich im Glauben an seine Ideale körperlich zugrunde richtete. [...]Aber auf dem Glauben an ein allgemein erreichbares Ideal wollte Franz sein Werk errichten; was nur ihm möglich war, glaubte er von anderen fordern zu dürfen.[...] Sein Ideal, für alle seine Nachfolger unerreichbar, blieb als dauernde Mahnung gegenüber allzu großer Verflachung, als Ziel des Strebens für die Ehrlichen unter seinen Jüngern. Anders wirkt überhaupt kein Ideal in die Zukunft hinein; rein ist es immer nur ein einziges Mal vorhanden.“
(Walter Goetz: Die ursprünglichen Ideale des hl. Franz von Assisi, in: Italien im Mittelalter I, hrsg. von Walter Goetz, Leipzig 1942, S. 125-160)


Franz hat sein Ideal in Christus gesucht und gefunden hatte, er wird wiederum zum Ideal des menschlich Möglichen in der Nachfolge Christi, der mehr durch Taten als durch Worte mit seinem Leben ein Zeichen gesetzt haben will. Z.T. ziemlich krass, was er (mit sich selbst) gemacht hat - aber auch deswegen bis heute interessant.

Ein Ideal an sich selbst verwirklichen, nicht nur „anderen Vorschriften machen“.
Taten statt Worte.

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