Mittwoch, 21. März 2007

Designed by...

Emma mochte den Gedanken daran, besonders dann, wenn sie an der Bushaltestelle stand und all die Menschen sah, die sich mit den kleinen weißen Kopfhörern in den Ohren ihre eigene Welt schufen. Elegant, gut in der Hand liegend und in California-Weiß gehalten, ein Sinnbild für den „designed by“-Lebenstil – sie sah sich schon an den Bushaltestellen der Stadt stehen, völlig in sich versunken. Oft genug hatte sie ihren besten Freund darum beneidet, jederzeit den passenden Soundtrack zum Leben dabeizuhaben, während der begrenzte Speicherplatz ihres kleinen grauen Gerätes immer wieder dafür sorgte, genau das eine Lied nicht mehr dabei zu haben.

Freunde von ihr boten gerade ihr wenig benutztes Luxusgut zum Verkauf an und Emma hatte Interesse angemeldet. Während sie sich nun auf den Weg zum Müllcontainer machte - die Bioabfälle vom Mittagessen wollten entsorgt werden – dachte sie wieder über das kleine Ding nach, das sie zum Test und „zum daran gewöhnen“ bereits bekommen hatte. Es stand auf ihrem Schreibtisch, zum Laden an die nächstbeste Steckdose angeschlossen. Gut, es war gebraucht und der Akku war nicht mehr der Allerfitteste, aber sie wollte es doch gerne haben – und bei solchen Herzenswünschen war ihr das Geld schon immer erschreckend leicht aus der Tasche geflossen.

Im Hof versteckten sich die Biomüll-Tonnen hinter den unzähligen Restmüll-Containern, in die alle Bewohner des Hauses ihre unbrauchbar gewordenen und benutzten Dinge warfen.
Sie bemerkte ihn erst, als er sich wieder aus einem der geöffneten Container aufrichtete, in dem er etwas gesucht hatte. Abgerissen, die Schuhe abgelaufen, die Hosen zu kurz, zerlöchert und abgewetzt, der schmächtige Körper in einem fleckigen Parka versinkend. Er zuckte zusammen, als er gewahr wurde, dass man ihn gesehen hatte. Ein kurzer Blick – und er beeilte sich, aus dem Hof zu kommen.

Und du machst dir Gedanken über einen iPod, durchfuhr es sie. Wo du doch bestens versorgt bist. Sie öffnete die Biotonne und kippte den Müll weg.


„Und es jammerte ihn…“ Was würde Jesus tun?

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