Samstag, 12. Mai 2007

Live in Concert: Wise Guys




Guten Abend und hallo! Wir sind hier, um euch gut zu unterhalten,
euch dabei zu helfen, für zwei Stunden abzuschalten...


...und natürlich waren die zwei Stunden, wie sollte es anders sein, viiiiiiiiiel zu kurz, vor allem, wenn man eine Wise Guys-Totalnacht im Ohr hat. Gestern also, aus gegebenem Anlass und zum krönenden Abschluss eines feinen Tages :-) die Wise Guys live und in Farbe im CongressCentrum.

Aus dem Radio kennt man ja "Jetzt ist Sommer" (gestern die 2. Zugabe), aber aus unerfindlichen Gründen auch nicht viel mehr, wo doch das Programm, das sich zwischen "archäologischen Ausgrabungen", Songs vom aktuellen Album "Radio" bis zum im Entstehen begriffenenen neuen Album, einiges zu bieten hat...
angefangen mit "Denglisch" (das alte Lieblingslied aller Deutschlehrer) über "Relativ", "Schunkeln" "Nix wie weg hier", "Paris", "Tiefgang", "Buddy Biber" (ein gesungener Cartoon) bishin zu "Schiller" (das neue Lieblingslied aller Deutschlehrer... a.k.a. "Thriller" von einem gewissen M. Jackson) - textlich wie gesanglich: unglaublich!

Was man beim CD hören nicht hat, was die Bühnenshow aber zudem besonders reizvoll machte: die sog. Choreographie bzw. die Schauspieleinlagen... (vgl. die Videos unten :-))... zu geil!

Einziger Wermutstropfen: leider war die Tontechnik über 2 Stunden nicht in der Lage, ein sachtes, aber stetiges Rückkopplungspfeifen kurz vorm oberen Ende des Hörbereichs wegzukriegen... was besonders bei der Moderation und bei ganz leisen Passagen in den Liedern extrem störend war.
...dazu noch die nette Dame neben mir, die so wunderbar und beharrlich auf 1 und 3 geklatscht hat, wenn nötig auch gegen den ganzen Saal :-) hihi...

Trotzdem: ein herrliches Konzert, danke an meine beiden Wohltäter :-)



Und für alle anderen: das nächste Konzert in Würzburg findet am 4. November statt!
Oder einfach die Videos anschauen und mtlachen...

"Nur für dich"




"Buddy Biber"

ausm Tigerentenclub :-)




"Root Beer Rag"
im Original von Billy Joel+

Mittwoch, 9. Mai 2007

Franziskus VI - Bewertung: radikal und ideal?

Dass sich Nachfolge idealerweise auf alle Lebensbereiche auswirken soll, ist uns allen ja nichts Neues. Klingt oft radikal, ist oft frustrierend.

Hier ging es nun darum, Franz nicht allein als erbaulich-legendäres Beispiel zu sehen, sondern den Schleier der Geschichtchen wegzuwischen und sich zunächst knochentrocken an das historisch fassbare, zu halten; an das, was als Anspruch an ein Leben in Nachfolge so in den Ordensregeln formuliert ist.

Also: War Franz radikal – war er ideal?
Die Bewertungen anhand relativ glaubhafter Lebensbeschreibungen (Dreigefährtenlegende 3 Soc; Viten des Thomas von Celano I Cel/ II Cel) fallen dann unterschiedlichst aus.

Walter Goetz schreibt:
„Seine Größe liegt – gemessen an den Idealen seiner Zeit – darin, daß er ein über gewöhnliche menschliche Kräfte gehendes Ideal an sich selber verwirklicht hat [...] Das eben war sein Genius, daß er unmöglich Erscheinendes möglich machte, daß er dafür starb, indem er sich im Glauben an seine Ideale körperlich zugrunde richtete. [...]Aber auf dem Glauben an ein allgemein erreichbares Ideal wollte Franz sein Werk errichten; was nur ihm möglich war, glaubte er von anderen fordern zu dürfen.[...] Sein Ideal, für alle seine Nachfolger unerreichbar, blieb als dauernde Mahnung gegenüber allzu großer Verflachung, als Ziel des Strebens für die Ehrlichen unter seinen Jüngern. Anders wirkt überhaupt kein Ideal in die Zukunft hinein; rein ist es immer nur ein einziges Mal vorhanden.“
(Walter Goetz: Die ursprünglichen Ideale des hl. Franz von Assisi, in: Italien im Mittelalter I, hrsg. von Walter Goetz, Leipzig 1942, S. 125-160)


Franz hat sein Ideal in Christus gesucht und gefunden hatte, er wird wiederum zum Ideal des menschlich Möglichen in der Nachfolge Christi, der mehr durch Taten als durch Worte mit seinem Leben ein Zeichen gesetzt haben will. Z.T. ziemlich krass, was er (mit sich selbst) gemacht hat - aber auch deswegen bis heute interessant.

Ein Ideal an sich selbst verwirklichen, nicht nur „anderen Vorschriften machen“.
Taten statt Worte.

Franziskus V - „Nachfolge“

Die Nachfolge wirkt sich dann bei Franz auch auf alle Lebensbereiche aus (und das kann man, wenn man will, auch genauestens aus den Quellen belegen

- beginnend mit Buße tun (Test 1,1; RnBu 22,9)
- dann: Taten statt Worte
o Allerhöchste Armut – nicht nur der Einzelnen, sondern schließlich des ganzen Ordens! Z.T. ist es den Ordensbrüdern sogar verboten, Geld auch nur anzufassen...(ReBu 6,2-7, RnBu 8,1-11; ReBu 4,1-4; Bibelstelle vgl. oben)
o Gehorsam und Demut (z.T. überspitzt im sog. Kadaver-Gehorsam und in der extremen Selbstverdemütigung Franz’) – in der Auseinandersetzung mit der Amtskirche bzw. der eigenen Rechtfertigung vor dieser ist er alles anderes als demütig (RnBu 5,2.15)
o Feindesliebe und Friedensgruß (RnBu 22,1-2 und 3 Soc 6, I Cel 23)
o Apostolische Predigttätigkeit, nämlich Aufruf zur Umkehr (RnBu 21,1-5)
o Heilige Einfalt, d.h. die Predigt sollte möglichst anschaulich sein, in Worten und zeichenhaften, einprägsamen Taten gleichermaßen stattfinden. (ReBu 10,8-10)

So sind wir auch ganz schnell bei den gerne Franz zugeschriebenen Worten
„Predigt zu jeder Zeit, und wenn nötig, mit Worten.“ die das alles gut auf den Punkt bringen.

Franziskus IV - Texte und Konsequenzen

Francesco Bernadone, ein lebenslustiger wie verschwenderischer Kaufmannssohn, erlebt seine Bekehrung – und ist danach ein ganz, ganz anderer Mensch.

Verschiedene Begegnungen mit Texten der täglichen Evangelien-Lesung prägen ihn:
- Mt 10,5-15 (Aussendung der Zwölf)
v.a. „Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen… Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Taschen haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken…“
- Mt 19,21 (Gefahr des Reichtums, Reicher Jüngling)
„Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“

Entscheidend dabei ist, dass Franz zunehmend erkennt, dass es nicht darum geht, ein Leben in der Nachfolge der Apostel zu führen (also mittelbar auf Christus zurückzuführen), sondern ein Leben in der unmittelbaren Nachfolge Christi.
Damit steht er auch im Gegensatz zu den religiösen Stimmungen seiner Zeit, die v.a. das apostolische Leben betonen.

Franziskus III - Die Ordensregeln: Was wollte Franz?

Wenn man also herauszufinden gedenkt, was Franz wirklich gedacht hat, bzw. welche Dinge ihm wichtig waren, sollte man auf Texte zurückgreifen, bei denen man zumindest von einer Mitautorschaft Franz’ ausgehen kann: zwei Versionen der Ordensregeln
1) sog. Regula non bullata (RnBu), d.h. eine nicht päpstlich bestätigte Ordensregel des frühen Franziskaner-Ordens von ca. 1221 bzw.
2) sog. Regula bullata (ReBu), von Papst Honorius III. 1223 bestätigt und das
3) Testamentum (Test) Franz’ von 1226.

Die RnBu enthält
- Grundsätzliches zum Ordensleben (Gehorsam, Keuschheut, Eigenstumslosigkeit)
- Aufnahmebestimmungen in den Orden
- Anweisungen zum geregelten Leben der Brüder
- den Auftrag zum Leben in der Welt
- Ermahnungen an die Brüder
- Abschließend einen persönlichen Gebetstext.
Das Ganze ist mit bekräftigen Evangelienstellen angereichert.

Die ReBu dagegen fällt wesentlich kürzer als die RnBu, die Evangelienquerverweise sind bis auf wenige Stellen verschwunden, der Text wurde inhaltlich wie im Wortlaut stärker strukturiert und komprimiert; die Regel liest sich eher wie ein Rechtstext, denn eine persönliche Anweisung an die Brüder.

Das Testamentum ist vielfach diskussionswürdig, sowohl was Echtheit als auch Inhalt angehen, kann aber als eine Art geistiges wie geistliches Vermächtnis gelesen werden.

„Vivere secundum formam sancti Evangelii“ (Test 14) - Leben nach der Form der heiligen Evangelien. Wie kann und soll das nach Franz aussehen?
Franz von Assisi – ein Mann der Tat. Vermutlich hat er sich nicht hingesetzt und erstmal einen Entwurf seines Nachfolgeverständnisses ausgearbeitet; in den Quellen erweist er sich eher als Mann, der das Gehörte oder in den Evangelien Gelesene schnell und buchstabengetreu verwirklichen will, schrittweise und lebenspraktisch das Ideal entwickelt, für das er dann bekannt wird: ein lebendiges Ideal, an dem sich Mitbrüder zu allen Zeiten zu messen hatten.

Franziskus II - Bemerkungen zur Franz-Literatur

Über Franz von Assisi (ca. 1181/82-1226) ließen sich viele schöne und nette Geschichtchen erzählen, über Predigten zu Tieren, über den Wolf von Gubbio oder auch den in der Tat herrlichen Sonnengesang (alles durchaus zur Lektüre empfohlen, mag man auch von Franz’ Stigmatisierung und seiner Heiligsprechung durch die Amtskirche halten was man will). Solche Geschichten – und da wird der Historiker kritisch – haben aber meist u.a. die Intention, ein bestimmtes Bild (nämlich ein besonders vorteils- und beispielhaftes Bild) der beschriebenen Person zu vermitteln, nehmen nicht zuletzt oft legendenhafte, wenn nicht sogar märchenhafte Züge an. Das literarische Spektrum Franz von Assisi betreffend deckt dann auch fast alles von der erbaulichen, ihn fast göttlich idealisierenden Seite (entstanden ab dem Mittelalter bis heute!) bis zur harschen Kritik protestantisch geprägter Historiker der Moderne ab. Neutrale (Sekundär-)Literatur zur Franz zu finden geschweige denn Quellen gestaltet sich dann auch als schwierig.

Dienstag, 8. Mai 2007

Franz von Assisi - Taten statt Worte


"7 Leben" heißt die aktuelle Predigtreihe der Citychurch - eines dieser Leben, das näher beleuchtet wird, ist das von Franz von Assisi, und zwar am nächsten Sonntag.
Bin ja mal gespannt, was Thorsten so erzählen wird :-)

Franz von Assisi - eine spannende Gestalt.. man kann da ein ganzes Hauptseminar in Mittelalterlicher Geschichte dazu machen, und sich ein halbes Jahr lang mit nix anderem beschäftigen, ohne dass einem langweilig wird. Und man kann eine schicke kleine Seminararbeit zum Thema "Nachfolge" schreiben, wie dieser Gedanke in Franz' Leben sowie in den überlieferten Ordensregeln aus dem 13. Jahrhundert (1221/ 1223/ 1226) verwirklicht wird. Taten statt Worte; oder wie Franz gesagt hätte "sed ipse Altissimus revelavit mihi, quod deberem vivere secundum formam sancti Evangelii" (Testamentum 14).

Wenn ich dazu komme, dann gibts in den nächsten Tagen noch ein paar Takte zur Franz - wohlgemerkt aus der Sicht einer Historikerin, nicht einer Theologin.


Lesetipps einstweilen:
Raoul Manselli: Franziskus. Der solidarische Bruder, Zürich u.a. 1984.
Helmut Feld: Franz von Assisi, München 2001.
www.franziskaner.de
www.san-francesco.org